top of page

Digitalreal: So gehen Events heute

Autorenbild: Niki SlawinskiNiki Slawinski

Digitales Sommerfest, Communitybuilding, Live-Events: Wie kann ich Gemeinschaft erlebbar machen? Was kann digitales Marketing vom klassischen Eventmarketing lernen? Dazu habe ich Eventmanager Gero Behrends interviewt.


Was kann digitales Marketing vom klassischen Eventmarketing lernen?


Gero Behrends: Der Künstler am Seil ist nur ein Tool. Die Abendparty ist nur ein Tool. Die Menschen werden darüber emotionalisiert, aber sie können auch anders emotionalisiert werden. Es geht um Überraschungen. Es geht um eine clevere Kombination. Und es geht darum, ein Gemeinschaftsgefühl erlebbar zu machen. Das, was wir bisher in den Events gemacht haben, machen wir nun auch digital.


Nehmen wir das Thema "Digitales Sommerfest" – für viele Firmen dieses Jahr ein Thema: Wie könnte das aussehen?


Gero Behrends: Es gibt ein Datum mit bestimmter Aktion zu einer bestimmten Zeit.

Fahrradtour mit Familie. Im Mittelstand beispielsweise sehr beliebt.

Es gibt eine App mit Karten und Tracking für die Radtour.

Es gibt um 11:30 Uhr einen Button für die Ansprache der Geschäftsführung.

Es gibt ein Layout. Es kommt zu Hause ein Paket an. Regen-Kit für jeden, Flasche Orangensaft und Malkreide für die geplante Family Challenge.

Alle laden die Bilder hoch.

Alle schauen sich das an. Man lässt das auf einer Digital Wall hochfahren.

Dann macht man was aus den Bildern. Versendet Collagen. Verlost ein E-Bike.

Am Ende hat das Unternehmen auch operative Eventkosten eingespart. Das können erhebliche Kostenreduzierungen sein.


Was ist beim Digitalen Sommerfest genauso wie früher?


Gero Behrends: Es bleibt freiwillig, es gab ja immer schon welche, die nicht zur Feier gekommen sind. Und es gibt eine gemeinsame Verpflichtung für alle, die sich angemeldet haben. Nur die haben mitgemacht, die was hochgeladen haben.


Ist das Thema "Digitales Sommerfest" als Thema bei Unternehmen bereits präsent?


Gero Behrends: Digitales Sommerfest, da gucken uns die Unternehmen noch ein bisschen an wie Piksieben. Es ging bei digitalen Events bisher eher um Kongresse und andere Events für die Wissensvermittlung. Klar, das Sommerfest als digitales Event ist im Jahr 2020 allein schon durch die Covid-19-Maßnahmen alternativlos. Doch gibt es hier generelle Chancen, welche die Digitalisierung bietet. Gerade, wenn Menschen verstreut zusammen arbeiten. Wie ich beschrieben habe: Es geht um die Verknüpfung von digital und analog. Daher spreche ich auch nicht von virtuellen Events, sondern von digital-realen Events.

Du bist seit 30 Jahren in der Eventmarketing-Branche. Gibt es etwas, das dich damals wie heute fasziniert?


Gero Behrends: Leute in Bewegung bringen.


Wie bewegt ihr Menschen? Kannst du hierfür ein Beispiel bringen?

Gero Behrends: Ein Kunde von uns verkauft Lifetime-Produkte in einer Nische. Daher sind seine Kunden bundesweit verstreut. Er kann sie nicht alle treffen und will dennoch eine persönliche Nähe aufbauen. Ein gutes Thema für Digitalisierung. Wir haben vor fünf Wochen eine Lauf-Community gegründet. Im ersten Schritt geht es um den Aufbau der Gruppe, im zweiten um den Verkauf der Lifetime-Produkte.


Was findet in dieser Lauf-Community statt?


Gero Behrends: Wir laufen zur gleichen Zeit. Aber jeder an seinem Ort. Und tauschen hinterher unsere Erfahrungen aus: mit Tipps, Tracking und Fotos. Aber auch hier sind wieder spannende Verknüpfungen wichtig. Es reicht nicht den Leuten zu sagen, wann gelaufen werden soll.


Welche spannenden Verknüpfungen bietet ihr bei der Lauf-Community?


Gero Behrends: Jeder soll jemanden aus einer anderen Stadt suchen, mit dem man endlich mal wieder zusammen läuft. Mit dem man aufgrund der Entfernung sowieso nicht zusammen laufen könnte. Das erzeugt ein authentisches Zusammengehörigkeitsgefühl – über Corona hinaus. Es gibt Menschen, denen geht es bei Communities nur um die Funktionalität. Aber bei unserer Lauf-Community geht es um Menschen, die emotional angesprochen werden wollen.


Wie schnell habt ihr das Projekt umsetzen können?


Gero Behrends: Die Idee haben wir immer schon in uns getragen und kamen nicht dazu. Zum Lockdown-Start vor etwa fünf Wochen haben wir die Idee dann sehr schnell umgesetzt.


Mit welchem Tool habt ihr die Community technisch realisiert?


Wir haben die Community über die Facebook-Plattform gebaut, weil es uns für den Start als das am besten beherrschbare Tool erschien. Als Nächstes folgt eine App. Doch egal, ob das eine oder andere Tool: Einfach nur ins Netz stellen reicht nicht.


Sondern?


Gero Behrends: Man muss die Menschen auffordern, die Idee zu teilen. Erst, wenn ich schreibe "Diesen Post kann man sehr gut über WhatsApp" teilen, dann tut der Mensch das, obwohl das ja immer geht. Das hat wenig mit digital zu tun. Das ist eine immer gültige psychologische Komponente.


Worauf kommt es weiterhin beim Communitybuilding an?


Gero Behrends: Viele machen Communitybuilding nicht inhaltlich. Da steht was und das soll man dann machen. So funktioniert es nicht. Nehmen wir das Beispiel einer Community für das Sammeln von Spenden. Hier baue ich eine Community auf, in der vorab alle überlegen, was man machen kann. Aus der Gruppe heraus entsteht dann beispielsweise die Idee eines Spendenlaufs. Und jeder spricht mal seine Nachbarn auf diese Idee an. So bringe ich dann auch Menschen auf die Plattform, die über den digitalen Weg nicht dorthin gekommen wären. Man muss immer über den eigentlichen Inhalt kommen. Denn der Inhalt verbindet die Menschen: digital und real.

Vielen Dank für das Interview!



Über den Interviewpartner:

Event, Teambuilding und Promotion: Seit 1991 ist Gero Behrends mit der Essener Agentur Behrends Marketing im Eventmarketing tätig. Ein Schwerpunkt ist dabei das Thema Sport. Die im Interview genannte Lauf-Community heißt "CR – Community RUN".

Links:


Bei Events geht es um Emotionalisierung und um Inhalte. Und noch etwas anderes lässt sich aus dem Interview mitnehmen: Die Tools ändern sich. Das gedankliche Handwerkszeug hingegen bleibt.


Emotionalisierung digital - für viele ist das normal und für einige ist das immer noch total weit weg. Welche Erfahrungen machen Sie? Welche Fragen haben Sie? Schreiben Sie mir und ich greife es gerne in meinem Blog auf. > Kontakt

 

Der Austausch mit Ihnen und mit Interviewpartnern gehört für mich zu meinem Prinzip der Ideen- und Strategie-Entwicklung: Input erzeugt Output. Entdecken, erforschen, reflektieren und dann selbst entwickeln.

Mehr über mein Vorgehen: > Beratung




Bildhinweise:

  1. Foto by Toa Heftiba on Unsplash

  2. Foto by Filip Mroz on Unsplash

  3. Foto by Behrends Marketing


172 Ansichten

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen
bottom of page